Der Blog über das Leben

von Anne und Jule

Montag, 22. Februar 2010

Adam Green live in Berlin

Konzert: Adam Green
Vorband: Jukebox the Ghost
Postbahnhof Berlin
20.02.2010

„Ist aber schade, dass so ein talentierter Typ völlig jenseits der realen Welt lebt.“
Diesen Kommentar habe ich kurz nach Ende der Show beim Vorbeigehen aufgeschnappt. Zwei Männer unterhielten sich. Ich musste schmunzeln.
Sagt ja eigentlich schon einiges aus.

Erstmal zur Vorband.
Jukebox The Ghost.
Zum ersten Mal auf Tour in Deutschland und einfach super.
Drums, Keyboard/Piano, Gitarre und der Sound war perfekt.
3 Typen aus Washington/Philadelphia, die Adam Green auf der kompletten Tour begleiten. In einem Fiat fahren sie dem Rockstar-Adam Green-Tourbus brav hinterher und freuten sich besonders in Deutschland über unbegrenzt schnelle Fahrtgeschwindigkeit. Von Köln nach Berlin brauchten sie nur 20 min.
„Here in Germany you go slow with 100km/h. In the USA you go to jail for two month.“
Haben gut eingeheizt und auch ordentlich CD’s nach der Show verkauft, nicht ohne Grund.

Dann gings los. Adam. Oh man.
Erst kam seine Band auf die Bühne und fing schon mal an zu spielen und dann kam Herr Green angetänzelt. Flasche Bier in der Hand, Lieblingshose und Lederjacke mit Nieten, Hundeblick, offener Mund und seinen Haaren zufolge musste er gerade in die Steckdose gefasst haben. Schöner Teddybär-Wuschel-Look. Toll.
Sein ununterbrochenes links nach rechts Hampeln sieht meistens etwas tollpatschig aus und dabei Zuschauen ist immer mit ein wenig Angst verbunden, dass er stolpert, hängen bleibt oder sich anderweitig schön auf die Fresse packt.
Wenn er nicht kreuz und quer über die Bühne rennt, dann springt er gerade in die Luft oder trinkt mal eben 2 Flaschen Bier gleichzeitig.
Gleich im ersten Song ist er rein ins Publikum um zu crowdsurfen.
Ich hätte nie gedacht, dass so viele kreischende Fans dabei sein würden. Aber gleich nachdem er rauskam gingen groupiemäßige Todesschreie los.
Es war supereng und sobald er an die Absperrung kam, drängten alle in seine Richtung.
Öfters, wenn er die Absperrung erreichte drückte er der Erstbesten einen Schmatzer auf den Mund. Das sorgte für noch mehr Alarm vorne und es wurde NOCH enger.
Nichts desto trotz war natürlich riesen Stimmung. Es wurde mitgesungen, gehüpft, gelacht, geschrien und vor allem gekreischt. Ich hab immer noch die Aaaaaaadaaaaaaam-Kreischer im Ohr. So hoch wie es nur geht.

Adam ist ja einer der lustigen Sorte und man hat ständig etwas zu lachen, seien es komische Bewegungen, absurde Texte oder Kommunikation mit dem Publikum. Aber was ist der Junge gesegnet! Diese Stimme. Gänsehaut. Und komischerweise kann er trotz drogenmäßigem Verhalten und übermäßigem Alkoholkonsum alle seine Texte und singt diese auch noch recht gut.

Zum Teil präsentierte er Turnübungen auf der Bühne. Und wollte man Fotos machen, wurde einem das richtig schwer gemacht, weil er fegt einfach zu schnell hin und her. Selbst bei Videoaufnahmen ist man manchmal zu langsam und er ist plötzlich aus dem Bild verschwunden und in der nächsten Sekunde aber wieder da. Er ging regelmäßig zur Absperrung und kletterte ins Publikum. Einmal wurde ihm dreist ein Schuh geklaut, den er aber zurückforderte und sich anschließend gaaanz gemütlich mitten im Song hinsetzte, betrunken seinen Schuh anzog und dann wieder für Lacher sorgte. Die Schnürsenkel! Ich glaub, jeder weiß, dass es hohe Kunst ist, Schnürsenkel zu schnüren im angetüdelten Zustand. Hat eine Weile gedauert aber er hat es hingekriegt. Mit schwanken im Sitzen.
Hohe Kunst hat er auch im Öffnen von Bierflaschen gezeigt.
Berliner Kindl hat er getrunken. „This shit was cheap.“
Seine 6 Flaschen, die er on stage vernichtet hat, öffnete er zum Teil mit einer Plastik-Wasserflasche.
Bei einem etwas längeren Gespräch mit dem Publikum, fragte er erst wie es uns geht und dann:
„Who woke up today?“ (Die Frage hab ich nicht wirklich verstanden.)
„Who woke up with a bra on their head?“
Nachdem sich keiner meldete, zeigte er auf sich.
„ME!“
„Serious.“
Dann meldete sich wohl doch jemand.
Adam’s Kommentar: „You and me bro.“
Und dann grinste er sich erstmal einen ab.

Seine Songs wurden alle viel schneller und härter gespielt. „Emily“ oder „Carolina“ sind ja eher schöne tänzelnde Songs, aber die gingen TOTAL ab.

Als er ein weiteres Mal crowdsurfte, fiel er wohl runter, stand mitten im Publikum und knutschte jede, die in der Nähe war. Die Mädels haben dann sogar einfach seinen Kopf genommen um mehr zu kriegen. Unglaublich.

Mal ganz abgesehen von all den verrückten Sachen während der Show, er ist wirklich ein toller Künstler. Jeder Song kommt gut an und macht gute Laune. Auf CD ist alles immer eher ruhig und chillig, live geht die Post ab mit seinem Blues. Er hat auch echt ne coole Band hinter sich. An Gitarre und Bass sind zwei gestandene heiße Männer, an den Drums sitzt ein weiterer Spassvogel und am Keyboard ein langhaariger lässiger Typ. Die freuen sich auch jedes Mal über neue Skurrilitäten.
Andauernd flog das Mikro in die Luft, öfters fing er es einfach nicht und es knallte laut auf den Boden.

Bei Jessica stand er wieder vorne auf der Absperrung und ließ Fans singen. Dann pausierte das Lied und er fragte:
„If there’s something strange in the neibourhood, who you’re gonna call?“
Wir: „GHOSTBUSTERS!!“
„If there’s something weird and it don’t look good, who you’re gonna call?“
„GHOSTBUSTERS!!“
„An invisible man sleeping in your bed, who you’re gonna call?“
„GHOSTBUSTERS!!“
„döö düm döö düm dö dö dö döö düm döö düm dö dö dö döö düm döö düm“
Geil. Der Vogel.

Danach war erstmal Schluss, aber nach lautem „Zugabe!!! Zugabe!!!“ kam er allein zurück und sang zwei Songs akustisch. Klingt schön, ist aber eher lustig, erstens der Text, zweitens sein Blick, drittens der Versuch eine Fußbank aufzubauen für die perfekte Gitarren-Steh-Position. Hat nicht geklappt, also stellte er es zusammengeklappt gegen eine Box und stellte seinen Fuß drauf.

Viel früher am Abend kündigte er an, dass er später Songanfragen annehmen würde. Nach den Akustik-Songs schrie jemand etwas rein, was er nicht verstanden hatte. Das wollte er aber sofort wissen, weil er gesehen hatte, wer es gebrüllt hatte. Den Typen fand er wohl echt cool und machte aber erstmal Späße auf dessen Konto. Meinte dann aber: „I like you!“
Der Typ sollte dann noch mal wiederholen, was er gesagt hatte.
„I want to listen to „Baby is gonna die tonight“!“
Adam meinte promt: „Ok I’m gonna play it.“ Und spielte es sofort.
Danach gabs noch einen Song zum Durchdrehen (Salty Candy) und dann wars vorbei. War auch gut so, ich konnt nicht mehr. Und Adam war alkoholisch auch bedient. Man man man, mal wieder völlig unreal dieses Konzert, genau wie ich es mag. 5 von 5 Sternchen!
Eine schöne Lebenserfahrung.
Verrückt, verrückter, Adam Green.

Videos:

The Prince's Bed

No Legs
Jessica + Ghostbusters
Salty Candy

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