Der Blog über das Leben

von Anne und Jule

Mittwoch, 2. Dezember 2009

Erster Musikvideo-Dreh

Ich hatte also meinen ersten Musikvideo-Drehtag. Jedenfalls passiv, denn viel mehr als zuschauen und vielleicht mal mit anpacken und tragen war nun bei mir nicht dabei. Obwohl ich mit meiner Tättie-Mütze doch viele Herzen erfreuen konnte. Und für eine gute Betreuung wurde mir vom Bandmanager gedankt.

Band: Planet Emily
Song: Atme Aus
Regie/Kamera/Schnitt: Christoph Mangler
Produktion: Schuhwerkmedia
Location: Beelitzer Heilstätten
28.11.2009

BILDER

Die Location war die ehemalige Heilstätte in Beelitz, ca. 45min von Berlin entfernt. Wir drehten auf heiligem Boden, denn hier hätte sich die Weltgeschichte beinahe neu geschrieben.
Um 1920 wurde hier nämlich Hitler gesund gepflegt. Zu jener Zeit nur Gefreiter und noch unbekannt. Wäre er hier nicht durchgekommen, hätten wir nie von Hitler gehört und die Geschichte einer ganzen Welt hätte andere Kapitel geschrieben.
Die Heilstätten wurden irgendwann von Russen eingenommen und ab der Wende standen sie leer und zerfallen seitdem.

06:30Uhr früh gings los. Ich wurde von Maik und seinem Kumpel Erik abgeholt. Wir fuhren zum Schuhwerk-Büro, um das Catering-Zeug und die Fahrräder einzuladen.
Auf nach Beelitz.
Kurz vor 8Uhr waren wir da und alle anderen kamen kurz später.
Zuerst wurde ein Zelt für das Make Up aufgestellt, dann ein weiteres für da Catering. Wir machten das selbst, denn es hätte sich finanziell nicht gelohnt einen Catering-Service zu bestellen, da wir nicht mehr als 15 Leute waren.
Für jeden war etwas dabei. Kaffee, Tee, Saft, Cola, Brot, Brötchen, Wurst, Käse, Nutella, Salat, Obst, Süßigkeiten, Eier-und Fleischsalat. Alle waren glücklich.

Los ging es mit Aufnahmen von Sängerin Caro im Gebäude mit und ohne Fahrrad.
Anschließend wurde die Band gefilmt wie sie durch den Wald gehen, Fahrräder finden, auf diesen fahren, gegen den Wind gehen, mit den Rädern ins Gebäude fahren, auf dem Flur fahren, auf dem Balkon fahren... Natürlich alles immer in den verschiedensten Perspektiven und Zoomeinstellungen, sowie Slow-Motion.

Bei verschiedenen Aufnahmen machte ich mich auf, um das zerfallene Haus näher zu betrachten. Bei den ersten Aufnahmen von Caro bekam ich ja schon einen kleinen Einblick. Dort drehten wir in einem langen Flur, wo sämtliche Wand- und Deckenbeläge abblätterten, mindestens 8 Türen offen standen und auf denen jeweils ein roter Streifen war, was dem Ganzen etwas moderne Kunst einhauchte. Auf dem Boden lagen abgebröselte Farbereste, hölzerne Türbestandteile, Glas, Müll und etwas Laub. In einem Raum, wo sie an dem Fahrrad lehnend sang, lagen alte Matrazen, ein Kühlschrank, jede Menge Schmutz und ein kaputter Schrank stand an der Wand. Die Sonne schien hinein und auf der Matraze war in guter Qualität aufgedruckt: "Ein flauschiges Plätzchen zum Vögeln."
Bei meiner Besichtigung fand ich viele andere tolle Dinge.
Eigentlich hatte jeder zweite Raum etwas Besonderes. Entweder weil eine uralte Computer-Bildschirm-Hülle aus Eisen (oder was auch immer es war) diesen verzierte, weil soviel Müll und Fenster-, Türen-, Wand- und Deckenteile umher lagen, dass es schon wieder hübsch war, aber hauptsächlich weil diverse Künstler sich ans Werk gemacht hatten und ihre Gedanken und Gemälde an den Wänden verewigt hatten.
Außerdem war die Architektur vieler Räume und die des Hauses allgemein meisterhaft. Von außen erinnerte es mich sofort an den Film "Shining" von Stephen King. Unheimlich war es, aber faszinierend.
Die Türrahmen in jeglichen Fluren waren oben rund und enthielten speichenförminge Holzstäbe, was mich widerum an Titanik erinnerte. In manchen Räumen klebten alte russische Militär-Zeitungsartikel oder Fotos von Soldaten. Alte Eisen-Lampengestelle hingen an allen Decken. Bunte abstrakte Kunst, Grafitti oder Weisheiten schmückten die Wände.
"But I don't want comfort. I want God. I want poetry. I want real danger. I want freedom. I want goodness. I want sin. All right."

Andere Räume waren einfach nur zerfallen und teilweise öde.
Irgedwann fand ich eine Wand, bestehend aud Glas-Karos mit einem Loch in der unteren Mitte. Um dieses herum, war ein kleines Vögelchen gemalt. Ganz ehrlich, das nenn ich Kunst.

Ein Beetlejuice-Fan war auch am Gange, denn der eine Raum hatte das verwandeltes Beetlejuice-Monster an der Wand. Und wenn es das nicht war, sah es dem sehr ähnlich.

Es gab Räume, die waren groß mit hohen Decken und edlen Steinbögen, gute Konstruktion.
Wenn man den einen Gang entlang ging, starrte einen auf ein Mal eine grimmige Frau an, bevor man durch eine Tür daneben, seine Reise weiterführte. Manches machte mir wirklich Angst.
In der obersten Etage fehlte streckenweise die Decke und die Sonne lachte hinein.
Der Flur in der 2. Etage hatte statt roter Streifen, grüne Bäumchen an den Türen. Ein Zimmer wurde komplett zum Kartoon-Zimmer umgestaltet. Niedliche Figuren zeigten sich auf allen 4 Wänden, die leider teilweise schon abbröselten.
Viele Räume hatten auch einfach nur Schimmel an den Wänden, was auch wieder schaurig war.

Gegen 14Uhr gab es Mittag. Danach hieß es neues Make Up für die Band und Photoshoot draußen.
Anschließend wurden sie wieder umgeschminkt für die Performance drinnen.
Wir drehten in einem Saal in der Notaufnahme, das stand jedenfalls am Eingang. Es war eine große Turnhalle mit russischen Verzierungen an den Wänden.
Draußen gab es nichts als Dunkelheit. Eine Power-Beleuchtung von draußen durch das blumenförmige Riesenfenster an der Frontseite der Halle, sorgte für das gewisse Etwas.
Durch die Blume schienen blaufarbene Lichtstrahlen an die Decke der Halle und die Blume selbst wurde zum absoluten Gewinner der Kulisse. Einige Neonleuchten, kreisförmig um die Band herum gestellt, komplettierten die Lichthighlights und dienten gemeinsam mit der alten Halle als perfekter Performance-Drehort.
Zwei Lichtständer, wie man sie von Photoshoots kennt, wurden noch aufgestellt, die aber natürlich nicht ins Aufnahme-Bild kommen, sondern nur der richtigen Lichteinstellung dienen.

Um das Licht noch besser zur Geltung zu bringen, wurde Nebel erzeugt. Das Verschwommene verlieh dem Gesamtbild etwas Verborgenes. Wenn man von draußen kommend den Saal betrat, wurde man jedesmal weggeblasen. Man konnte sich an so einen Anblick nicht gewöhnen, es war atemberaubend.

In vielen Durchgängen wurde die Band zusammen, einzeln, von nah und fern gefilmt, bis alles im Kasten war.
Als alles gedreht war, fehlte nur noch ein letztes Photoshoot.

Alle waren zufrieden, alles verlief nach Plan und wir waren sogar schneller als erwartet.
"Sowas gibt es eigentlich gar nicht!"

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